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Lokale Bezüge werden auf diesen Tagebucheinträgen beschrieben und illustriert. Ceija Stojka machte zwei unvergessliche Besuche im Salzkammergut. Der erste Text stellt ein Romafest dar, das am 28. Juni 2003 in den ehemaligen Stallungen in Bad Ischl stattfand, voller Gesang, Tanz und einem Festessen. Sie schrieb eine Liste von den vielen Familienmitgliedern und Freund*innen, die aus Wien kamen, um an dem Fest teilzunehmen, das von mehreren Personen aus der Region organisiert wurde. Der zweite Besuch führte am 3. Juli 2004 nach Ebensee. Sie beschreibt einen Besuch des Stollen, in dem Zwangsarbeiter unter den Nazis Waffen und Raketen bauen sollten. Ihre Zeichnung weist auf medizinische Experimente hin, die von Ärzten in Konzentrationslagern unternommen wurden.
Local connections are described and illustrated in these notebook entries. Ceija Stojka made two unforgettable visits to the Salzkammergut. The first depicts a jubilant Roma festival that occurred on June 28, 2003 in the former stables of the Emperor in Bad Ischl, replete with singing, dancing, and feasting. She talks about all the family members and friends who came from Vienna to partake in the celebration organized by locals. The second visit was to Ebensee on July 3, 2004. She describes visiting the underground tunnels in which forced laborers under the Nazis built weapons. Her drawing references medical experiments that doctors were conducting in concentration camps.
(S. 1)
Ich wollde Her Heins Fischer zeichnen
Leider Leider velen mir Die Züge
(S. 2)
Siesabela Sabrina Sepp Brunno, Sabine un Bronno
holten uns ab von mirr in Wien Gemeinsam Ging die Reise nach
Bad Ischel zu Sabine u Sepp
Es Bleibt Unfergesen, Über 20 Menschen voll mit Dabei alls Arbeitet
Frauen Menner u Kinder, Selbst die Müttern
u Schwestern Schmukten die Bühne u den
Inen Garten des Gebeudes Wo das Fest
die Feranstaltug stat Fant, alle dabei sein o Gott
Wie Schönn, Bad Ischel ein Fest von Zigeuner
Farbe u Binnseln Einside Gleser als
Aschenbecher Grebteschin Pabir Rot Geb Blau Grünn
zu Blumen als Tekkor
Sabine u irre Kinder ja irre Famielie
Der inen Garten des Graffen ist zu einen Romanstisch
Geschmukt Gebutzt mit Soviel Liebe
Gedan Es War Einfach so alls weren die So guden
Heinselmenchen am Werkke
U dazu die Gude Küche Sie Kochten auch unserr
Zigeuner Kraut Reiss Gemüsse Es Waren an die 7, 8
Kesseln für die Geste Hunger muste niemand
Die Ansage Von den jungen Mann auf
Der Bühne War so Stark Gud, ich dachte zu Erst
das Es Wenige Menschen Sein Werden die Uns Besuchen
So War es nicht, alles Bewekte sich Sabine kam
nicht zur Ruhe Sie ferdeilte Sie war stendig im Laufen u Alle
machten das Fest so Schön, ich Wurde von Viellen
Menschen Umarmt Isabela Tante mit Bruno, Isabela
Tanzt Sebb die Musika machten Zum Woll der Geste irr bestes
(S. 1)
Ein Fest das mann nicht so schnel vergisst
Danke auch an die Mutis von Euch
Hojda
Nuna Ceija
Klaudia
Kristian
Horst
Karmen
Wolfi
Sabine
Sepp
Isabel
Bruno
Danke
(Sabine und Sepp ir habt Herlich Kinder)
28.06.2003
Ein Feste von Für Gasche u Romm
Wier Sind uns Keinne Fremden Wier Achten Uns
in Ischel, in Einem Haus
Der Grafen u Des Adels Des Kaiser F. Josef
Es Gescha aus Liebe U Freude zu den
Zigeunern Brunos Erzelungen Sie Nam ich Auf
Die Mädls (Sabine, Sepp) und Alle die
ich Denke an den Dag wo Wier zusammen Waren in Eurem Haus
kamen zu diese Veranstallug zeikten
grosses Intresse. Eine Frau sakte sie
Liebe Ceija ich sa deine Film Bitte
Lasse mich dich Küssen u so Waren
Fielle 8 Menschen Waren Wier aus
Wien u Ein volle HAUS Der Besucher
Zikka 200 Besuchern kamen zu
uns Sie Tanzten u sie Genossen
Das Herliche Buffet meine Familie
Brachten Viellen Menschen auf Disen Dag eine Freude alles Tanzte
(S. 2)
Weimma U BuchenWald 1944
In Unseren Kinders Adern Vliesst auch Rotes Blut Wier in Eure Kindern 2003./ Deusch Sei Rein sein So So Verjakten Sie Uns
immer Wider so Lange onne Das Sie Ermuddeten
bis hinn ins KZ Österreicher Stoltzirten mit denen
Deuschen Damals, u. Was kamm dannach Last uns doch Leben
Lustig ist das Zigeuner Leben Sangen
Die Menschen Damals
nur mit Grosser mühe Gelangg es uns unsere Kinder
auf diesser Erde zwischen derren Menschen die
sich so über Unser Leben Und Wie wir aussehen Zigeuner
ich were Stoltz auf Unsere Rom Wen Sie Sich zum Zigeuner Bekenen
Wurden auch so sind Wier Stark
(S. 1)
Ich wollte Herrn Heinz Fischer zeichnen
Leider, leider fehlen mir die Züge.
(S. 2)
Isabella, Sabrina, Sepp, Bruno, Sabine, Bruno
holten uns ab von mir in Wien gemeinsam ging die Reise nach
Bad Ischl zu Sabine und Sepp.
Es bleibt unvergessen, über 20 Menschen voll mit dabei, alles arbeitet
Frauen, Männer und Kinder, selbst die Mütter
und Schwestern schmückten die Bühne und den
Innengarten des Gebäudes, wo das Fest,
die Veranstaltung stattfand, alle dabei sein, O Gott.
Wie schön, Bad Ischl ein Fest von Zigeuner
Farbe und Pinsel Einsiedegläser als
Aschenbecher Krepp-Papier Rot Gelb Blau Grün
zu Blumen als Dekor.
Sabine und ihre Kinder, ja ihre Familie
Der Innengarten des Grafen ist zu einem romantisch
geschmückt, geputzt mit so viel Liebe
Getan Es war einfach so, als wären die so guten
Heinzelmännchen am Werk
und dazu die gute Küche. Sie kochten auch unser
Zigeunerkraut, Reis, Gemüse, es waren an die 7,8
Kesseln für die Gäste, Hungern musste niemand.
Die Ansage von dem jungen Mann auf
der Bühne war so stark, gut; ich dachte zuerst,
dass es wenige Menschen sein werden;
so war es nicht, alles bewegte sich. Sabine kam
nicht zur Ruhe, sie verteilte, sie war ständig am Laufen, und alle
machten das Fest so schön, ich wurde von vielen
Menschen umarmt, Isabella Tante mit Bruno, Isabella
tanzt, Sepp, die Musiker machten zum Wohl der Gäste ihr Bestes.
(S. 1)
Ein Fest, das man nicht so schnell vergisst
Danke auch an die Muttis von Euch.
Hojda
Nuna Ceija
Klaudia
Kristian
Horst
Karmen
Wolfi
Sabine
Sepp
Isabel
Bruno
Danke
(Sabine und Sepp ihr habt herrliche Kinder)
28.06.2003
Ein Fest von für Gasche und Romm
Wir sind uns keine Fremden Wir achten uns
in Ischl, in einem Haus
der Grafen und des Adels des Kaiser F. Josef
Es geschah aus Liebe und Freude zu den
Zigeunern, Brunos Erzählungen sie nahm ich auf
Die Mädels (Sabine, Sepp) und alle die
ich denke an den Tag, wo wir zusammen waren in eurem Haus
kamen zu dieser Veranstaltung zeigten
großes Interesse. Eine Frau sagte sie
Liebe Ceija, ich sah Deinen Film Bitte
Lasse mich dich küssen und so waren
viele 9 Menschen waren wir aus
Wien und ein volles Haus der Besucher
circa 200 Besucher kamen zu
uns sie tanzten und sie genossen
das herrliche Buffet meine Familie
brachte vielen Menschen an diesem Tag eine Freude alles tanzte
(S. 2)
Weimar und Buchenwald 1944
In Unseren Kinderadern fließt auch rotes Blut wie in Euren Kindern 2003.
Deutsch sein rein sein so so verjagten sie uns
immer wieder so lange ohne dass sie ermüdeten
bis hin ins KZ Österreicher stolzieren mit denen
Deutschen damals, und was kam danach, lasst uns doch leben
Lustig ist das Zigeunerleben sangen
mit großer Mühe gelang es uns unsere Kinder
auf dieser Erde zwischen deren Menschen die
sich so über unser Leben und wie wir aussehen Zigeuner
Ich wäre stolz auf unsere Rom, wenn sie sich zum Zigeuner bekennen
würden auch so sind wir stark
(p. 1)
I wanted to draw Mr. Heinz Fischer
Unfortunately, unfortunately, I’m missing his features.
(p. 2)
(S. 2)
Isabella, Sabrina, Sepp, Bruno, Sabine, Bruno
picked us up from Vienna. Together, our journey brought us
to Bad Ischl, to Sabine und Sepp
It was unforgettable. 20 people were all there, everyone working
women, men, and children, even mothers
and sisters decorated the stage and
the garden in the building’s inside courtyard, where the festival,
the event took place. Everyone was there, oh God.
How beautiful, Bad Ischl, a festival of Gypsies.
Paint and paintbrushes, rubber-ringed canning jars as
ashtrays, crepe paper, red, yellow, blue, green
with flowers as decoration.
Sabine and her children, yes her family.
the garden in the inside courtyard of the countess was
decorated so romantically, cleaned with such love.
It was just so, as if the good little elves
had been at work,
and alongside the good cuisine. They also cooked our
Gypsy cabbage, rice, vegetables, there were 7, 8
big pots for the guests, no one had to go hungry.
The announcement by the young man on
stage was so powerful, good; at first I thought
there wouldn’t be many people there.
But that wasn’t true. Everything was in motion. Sabine
never sat still, she handed out things, she was continuously going, and everyone
made the festival so beautiful. I was hugged by
so many people, Isabella, Bruno’s aunt, Isabella
danced, Sepp, the musicians did their best to make the guests feel good.
(p. 1)
A festival that you won’t soon forget.
Thank you, too, to your mothers.
Hojda
Nuna Ceija
Klaudia
Kristian
Horst
Karmen
Wolfi
Sabine
Sepp
Isabel
Bruno
Thanks you!
(Sabine und Sepp, you have wonderful children)
6/28/2003
A festival for Gadje and Roma
We are no strangers to each other. We respect each other
in Ischl, in the house
of the countess and Emperor F. Joseph.
It happened out of love and happiness for
the Gypsies. Bruno’s stories, I recorded them.
The girls (Sabine, Sepp) and everyone.
I’ll think of the day that we were together in your house,
came to this event, showed
huge interest. A woman, she said,
Dear Ceija, I saw your film. Please,
let me kiss you, and that’s how
so many people were.
We were 9 people from Vienna
and a full house of visitors,
around 200 visitors came to
us. They danced and they enjoyed
the wonderful buffet. My family
brought many people happiness on this day. Everyone danced.
(p. 2)
Weimar and Buchenwald 1944.
In our children’s veins red blood also flowed, just as in your children’s in 2003.
To be German, to be pure, that’s how they hunted us down
again and again, so long, tirelessly
until into the concentration camp. Austrians pranced with the
Germans back then, and what came afterwards, just let us live.
The Gypsy life is fun, they sang.
Our children succeeded, with great effort,
on this earth amongst people,
who talked about our lives and how we looked, Gypsies.
I would be proud of our Roma, if they would acknowledge being Gypsies,
even that way we are strong.
Heinz Fischer war Bundespräsident der Republik Österreich 2004-2016; SPÖ; 1983-1987 Wissenschaftsminister in den Bundesregierungen Sinowatz und Vranitzky. 2002-2004 war er während der Zeit der ÖVP-FPÖ Koalition Zweiter Nationalratspräsident.
Heinz Fischer was the Federal President of the Republic of Austria from 2004 to 2016; from 1983-1987, he was the Minister of Science in the federal government of Sinowatz and Vranitzky. From 2002-2003 he was the President of the National Council of Austria.
“Lustig ist das Zigeunerleben” ist ein Volkslied, das mit den Stereotypen des unbeschwerten, exotischen “Zigeunerlebens” spielt.
“The Gypsy Life is Fun” is a folk song that plays on the stereotypes of the happy-go-lucky, exotic “Gypsy life.”